Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Kaldenkirchen seit 1560
Nach drei Pfarrern der Evangelischen Kirchengemeinde Kaldenkirchen sind vor Ort Straßen benannt – die Johann-Melchior-Straße, die von-Alpen-Straße und die Günther-Hinnenthal-Straße.
Pfarrer Johann Melchior war von 1671 bis 1676 Pfarrer der reformierten Gemeinde Kaldenkirchen.
Er war 1646 in Solingen geboren und hatte nach seinem Theologiestudium an den Universitäten von Heidelberg, Groningen, Leiden und Duisburg 1667 vor der Bergischen Synode sein Predigerexamen bestanden. Zunächst wurde er dann Pfarrer der Gemeinde Frechen bei Köln, um 1671 einem Ruf nach Kaldenkirchen zu folgen. Über seine 5jährige Amtszeit heißt es in einem Nachruf, Melchior habe in Kaldenkirchen „ein leuchtendes Zeichen seines Könnens gesetzt“, so dass sich die Gemeinde gefestigt und bei seinem Weggang „in einer deutlich besseren Lage befunden“ habe. In seine Amtszeit fällt der Neubau der Kirche 1672-1674, da das bisherige reformierte Kirchlein unter seinem Vorgänger, Pfarrer Jakob Flodrop, am 30. Oktober 1670 einem Großbrand zum Opfer gefallen war. Gegen Rekatholisierungsversuche durch Jesuiten in Kaldenkirchen schrieb Melchior einige „populäre Belehrungen“. Johann Melchior verließ Kaldenkirchen 1676, um eine Pfarrstelle in Düsseldorf anzutreten. Später wurde er Professor der reformierten Universität Herborn, wo er nach seiner Promotion einen Lehrstuhl innehatte. 1689 starb Johann Melchior, 43jährig.
Heinrich Simon van Alpen war von 1784 bis 1799 Pfarrer der Gemeinde und trat die Pfarrstelle mit gerade einmal 23 Jahren an.
Als literarisch und theologisch hoch gebildeter aufklärerischer Prediger waren ihm dogmatische Enge und Konfessionsgrenzen ein Greuel. Er predigte nach dem Vorbild der französischen Revolution und nach dem Geist der Zeit die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und machte sich auch durch die Publikation von Predigten und theologischen Essays einen Namen. Von seinen 15 Amtsjahren in Kaldenkirchen erzählt sein Sohn, dass er sie dort „in sehr angenehmen Verhältnissen verlebte“
Günther Hinnenthal war in den Jahren von 1938 bis 1945 Pfarrer der Gemeinde.
Er vertrat konsequent die Linie der „Bekennenden Kirche“ und war ein Schüler Dietrich Bonhoeffers. An der Bekenntnissynode von Barmen, die 1934 die „Barmer Theologische Erklärung“ verabschiedete, hat er als Synodaler teilgenommen. Die Kirchenbehörden bestraften Hinnenthal für sein konsequentes Eintreten für die Bekennende Kirche mit seiner Versetzung von Meisenheim an der Nahe nach Kaldenkirchen. Hier erfreute er sich allgemeiner Beliebtheit über die Konfessionsgrenzen hinweg. Unter ihm kehrte die Gemeinde Kaldenkirchen auch in den Verbund der „Freien Bekenntnissynode Gladbach“ zurück. Den Treueeid auf Adolf Hitler zu schwören lehnte er 1938 ab. Er pendelte in den Kriegsjahren regelmäßig auch nach Venlo, um dort Religionsunterricht zu erteilen und der dortigen evangelischen Gemeinde beizustehen. Bei den Nazis stand er im Verdacht, Juden beim illegalen Grenzübertritt in die Niederlande behilflich zu sein. Während seiner Amtszeit hat er nachweislich mindestens einen zum Christentum konvertierten Juden vor der Deportation in die Vernichtungslager gerettet. 1942 wurde er als Sanitäter zur Armee eingezogen. Er starb Anfang Mai während der letzten Kriegshandlungen im tschechischen Budweis.
Nachstehend die Namen der 40 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Kaldenkirchen seit dem Einzug der Reformation am Niederrhein:
- 1560-1577 Johann Backes
- 1577-1598 Arnold van Haeff
- 1598-1601 Matthias Havius
- 1601-1606 Henrikus Coxhausen
- 1606-1607 Petrus Brachelensis
- 1607-1609 Petrus Wirtzius
- 1609-1612 Petrus Scherer
- 1612-1615 Andreas Bolten
- 1615 -1629 Andreas Picken und Petrus Buschmann
- 1629-1638 Peter Johannes Sylvius
- 1638-1652 Jakobus Peregrim
- 1652-1663 Rainer Stephani
- 1663-1671 Jakob Flodrop
- 1671-1676 Johannes Melchior
- 1677-1681 Arnold Theodor Scriba
- 1681-1683 Johannes Adolf Eylert
- 1683-1684 Hermann Strom
- 1684-1728 Arnold Hamboch
- 1728-1732 Hermann Adolf Janßen
- 1732-1743 Jakob Thomas Steinberg
- 1743-1782 Lupold Arnold Hamboch
- 1782-1783 Johannes Wilhelm Gottfried Koehl
- 1783-1799 Simon van Alpen
- 1800-1804 Johannes Peter Adolf Schriever
- 1804-1807 Johannes Königsfeld
- 1807-1836 Christian Kramer
- 1837-1845 Carl Julius Roffhack
- 1845-1866 Peter Gauhe
- 1867-1895 Ernst Julius Roffhack
- 1896-1901 Emil Schneider
- 1901-1909 Alwin Max Wießner
- 1909-1914 Paul Friedrich Staudte
- 1914-1937 Dr. Hermann Matthaei
- 1938-1945 Günther Hinnenthal
- 1947-1960 Paul Bach
- 1960-1962 Emil Stascheit (Pfarrverwalter)
- 1962-1963 Heinrich Quistorp (Pfarrverwalter)
- 1963-1968 Hermann Segschneider
- 1969-1976 Hans Fuchs
- 1977-1981 Ernst Stöckicht
- 1982-1999 Horst Zander
- 2000-2011 Jörg Fürhoff
- seit 2012 Andreas Grefen